Unmittelbar nach Ankündigung der rollenden Großkundgebung standen die Telefone des DSB kaum still, da tausende Schausteller, Zirkusunternehmen sowie weitere Angehörige der Freizeitbranche am 2. Juli in Berlin dabei sein wollten, um auf die existenzbedrohende Lage des Gewerbes aufmerksam zu machen.
Das Organisations-Team der Demonstration, bestehend aus dem DSB-Präsidium, den Bundesfachberatern und den Revisoren sowie der Hauptgeschäftsstelle, war rund um die Uhr im Einsatz, um die Aktion in der Kürze der Zeit professionell vorzubereiten. Checklisten wurden erstellt und stündlich erweitert. Vom Bühnenbau, der Dekoration, dem Licht und Ton über die Einteilung und Ausstattung der vielen freiwilligen Ordner mit Armbinden und Funkgeräten, der Erstellung eines eigenen Demo-Hygienekonzeptes bis hin zu Sitzmöbeln im Seitenbereich der Bühne für die älteren Schausteller und schließlich Besen, um anfallenden Müll zu beseitigen, wurde an wohl fast alles gedacht. Der Planungsstand wurde nicht nur intern stündlich geprüft, sondern auch mit der Berliner Polizei, die dem DSB nach den ersten aufklärenden Gesprächen sehr aufgeschlossen und hilfsbereit gegenüberstand, in kontinuierlichen Telefonaten abgeglichen.
Den Mitgliedern des Schaustellerverbandes Berlin e.V. gilt besonderer Dank. Sehr viele Teilnehmer reisten bereits in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag an. Schon am Vortag wurde der Zentrale Festplatz von den Berliner Kollegen vorbereitet und mit Parkmarkierungen für die Demonstrationsfahrzeuge versehen, um ein geordnetes Ankommen und später auch einen reibungslosen Start zu erleichtern. Toilettenanlagen, Waschgelegenheiten, Imbissstände und sogar eine rollende Bäckerei wurden kurzfristig aufgebaut.
Die Gäste aus ganz Deutschland wurden von den Berliner Schaustellerfrauen ab dem frühen Morgen mit Getränken und Speisen versorgt, damit sie gut gestärkt in die Demonstration starten konnten.
Mit vielen prachtvollen Paradewagen und bunt geschmückten Schaustellerfahrzeugen rollte die Demonstration schließlich pünktlich um elf Uhr los. Von Dutzenden von der Polizei zugesagten Polizei-Motorrädern eskortiert machte sich der Zug auf seinen Weg ins Regierungszentrum. Vom Zentralen Festplatz ging es über den Kurt-Schumacher-Damm auf die Müller- und die Chausseestraße, um von dort aus das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) und anschließend über die Friedrichstraße das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) zu passieren. Im letzten Abschnitt der Wegstrecke fuhr der kilometerlange Korso über die Leipziger Straße und den Potsdamer Platz, bis er auf der Straße des 17. Juni sein Ziel fand. Am direkt daran gelegenen Platz des 18. März fand schließlich ab dem frühen Nachmittag die Großkundgebung statt. Direkt vor dem Brandenburger Tor war eine große Bühne mit einer leistungsstarken Verstärkeranlage aufgebaut, die es ermöglichte, die eindrückliche Botschaft der Schausteller und der unterstützenden Politiker bis in den nahegelegenen Bundestag zu tragen.
An der Spitze des Fahrzeugkorsos wurde die Bevölkerung auf der gesamten Strecke über die dramatische Lage des Gewerbes informiert – aber gleichermaßen nach Schaustellerart auf sympathische Weise mit volksfesttypischen Süßigkeiten, Teddybären und Ballons darauf aufmerksam gemacht, wie sehr die Schausteller ihre Gäste auf den Volksfesten vermissen.
Die bereits auf dem Platz des 18. März anwesenden tausenden Demonstranten bereiteten dem ankommenden Paradezug einen triumphalen Empfang. Auch die Bevölkerung am Wegesrand war auf der Seite der Schausteller und freute sich mit viel Zuspruch über den bunten Umzug, der einmal ein ganz anderes Bild einer Protestaktion abgab und deutlich zeigte: Eine solche Demonstration hat Berlin selten gesehen.